CDU und SPD im Minden-Lübbecker Kreistag verlangen ein neues Gutachten zur Mindener Kampa-Halle. Sie wollen prüfen lassen, ob und wie eine kurzfristige Wiedereröffnung der maroden Mehrzweckhalle auch ohne Millioneninvestitionen möglich ist - für den Schul- und Vereinssport oder vielleicht sogar für Bundesliga-Handball und Veranstaltungen. Ohne ein neues Gutachten könne man nicht über die von Landrat Ralf Niermann (SPD) vorgeschlagene Sanierung entscheiden.
Beide Parteien sprechen von einem zerrütteten Verhältnis zwischen der Politik und der Kreisverwaltung. "Wir wollen wissen, ob es wirklich stimmt, dass man mit der Kampa-Halle nichts mehr machen kann", sagte CDU-Fraktionschef Detlef Beckschewe bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der SPD. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Birgit Härtel ergänzt, "wir brauchen Sicherheit, ob wir wirklich von unserem Beschluss im Dezember Abstand nehmen müssen."
Der Kreistag hatte damals nach monatelanger Diskussion entschieden, dass die Kampa-Halle nicht mehr saniert, sondern abgerissen werden soll. Gleichzeitig sprachen sich die Mitglieder dafür aus, die Stadt Minden und die Wirtschaft beim Bau einer neuen Multifunktionsarena am Mindener Bahnhof finanziell zu unterstützen. Zwei von der Kreisverwaltung in Auftrag gegebene Gutachten hatten vorher ergeben, dass die Halle aus Brandschutzgründen zum Jahresende geschlossen werden muss, wenn nicht eine grundlegende, millionenteure Sanierung in Angriff genommen wird.
Als im Frühjahr bekannt wurde, dass die Kreisverwaltung neben den beiden vorgelegten Gutachten eine zusätzliche Stellungnahme nicht an die Politik weitergegeben hatte, nahm die Diskussion um die Kampa-Halle wieder an Fahrt auf. Aus der Stellungnahme laß sich, dass ein vorübergehender Weiterbetrieb unter gewissen Umständen und Auflagen vielleicht doch möglich sein könnte. Auch ohne eine große Sanierung, die etwa zwölf Millionen Euro kosten würde.
Genau an diesem Punkt wollen CDU und SPD nun mit dem neuen Gutachten anknöpfen und verschiedene Fragen geklärt haben. Die Parteien schlagen vor, dass die Politik gemeinsam mit der Kreisverwaltung einen unabhängigen Gutachter aussucht und die Fragestellung formuliert. Ziel sei es, eine begrenzte Öffnung der Halle zu ermöglichen, und das möglichst kurzfristig und günstig, so die Fraktionsvorsitzenden Beckschewe und Härtel.
Am kommenden Montag wollen CDU und SPD im Kreistag beantragen, dass das neue Gutachten in Auftrag gegeben wird. Der Beschlussvorschlag der Kreisverwaltung sieht so aus, dass der im Dezember beschlossene Abriss der Kampa-Halle zurückgenommen und die Halle doch noch einmal saniert wird. Diese überraschende Kehrtwende hatte Landrat Niermann vor zwei Wochen unter anderem mit der Corona-Krise begründet. Diese könne Planung und Bau der Multifunktionsarena am Mindener Bahnhof erheblich verzögern.
Die Stadt Minden und die Wirtschaft, vor allem Melitta, halten trotz der Krise am Bau der Multihalle fest. Die Kreistagfraktionen von CDU und SPD machten bei ihrem gemeinsamen Pressegespräch deutlich, dass die erneut ins Spiel gebrachte große Sanierung der Kampa-Halle das Projekt auf dem Rechten Weserufer nicht gefährden dürfe.