Responsive image

on air: 

Jonas Rieck
---
---
Smartphone_Tippen2

Dark Patterns: Manipulation im Netz

Frau tippt auf Smartphone etwas ein
  • Dark Patterns sind manipulative Tricks, die uns online verführen, z.B. persönliche Daten preis zu geben oder an sich nicht gewünschte Produkte zu bestellen.
  • Der Begriff wurde schon 2011 vom britischen Webdesigner und Usibility-Experten Harry Brignull geprägt.
  • Die EU-Kommission hat Anfang dieses Jahres bei einer Untersuchung von rund 400 Online-Shops festgestellt, dass rund 40% Dark Patterns-Praktiken einsetzten.

„Dark Patterns sind zu einem systematischen Problem für den Verbraucherschutz geworden, da bestimmte Design-Praktiken Nutzer:innen irreführen, ihre Rechte einschränken oder sie zu unüberlegten Kaufentscheidungen drängen.“

Dark Patterns: Design mit gesellschaftlichen Nebenwirkungen von Sebastian Rieger und Caroline Sinders, S. 3

„Alle Cookies akzeptieren“?

Wir kennen diese Abfrage vom alltäglichen Surfen im Internet. Dabei ist „Alle Cookies akzeptieren“ häufig fett geschrieben und/oder farbig auffällig hinterlegt. Die Alternativ-Option „Alle Cookies ablehnen“ wird hingegen unauffällig angeboten – oftmals graue und kleinere Schrift, kein farbliches Absetzen. Dieses Vorgehen ist eine der bekanntesten Dark Patterns-Methode. Wir werden mit dem auffällig Button-ähnlich gestalteten „Alle Cookies akzeptieren“ verleitet, diese Aufforderung sofort anzuklicken.

„Berechtigtes Interesse“?

Häufig wird uns die Alternative „Alle Cookies ablehnen“ gar nicht angeboten, stattdessen haben wir die Wahloption „Berechtigtes Interesse“ und begegnen der nächsten Dark Patterns-Praktik: Denn dieser Klick leitet uns auf eine teils völlig unübersichtliche Liste von Auswahlmöglichkeiten unterschiedlicher Anbieter, die wir einzeln z.B. per Schieberegler deaktivieren müssen. Netzpolitik.org hat in einer Recherche zu Dark Patterns beim Online-Medium watson.de 107 dieser Anbieter gezählt. Meist werden wir zum Ende dieser Abfrage final gebeten, entweder - auffällig geschrieben – „Alles akzeptieren“ oder - grau gefärbt“ - „Einstellungen speichern“ zu wählen. Klicken wir hier auf erstere Optionen, war die zuvor getroffene Auswahl „für die Katz“.

„Ich möchte mich nicht zum Newsletter anmelden“

Newsletter haben wir meist alle schon viele und häufig schaffen wir gar nicht, alle zu lesen. Deswegen lassen wir dieses Kästchen, wenn es uns angeboten wird, meist leer und kreuzen es nicht an. Die Dark Patterns-Praktik ist allerdings, die Anmeldung über die Verneinung „zu verschleiern“. Das „nicht“ überlesen wir und setzen somit auch nicht das Kreuzchen. Die Folge – wir bekommen in diesem Fall den Newsletter, zumindest dann, wenn wir unsere E-Mail-Adresse im sogenannten Double-Opt-In-Verfahren bestätigt haben.

„Nur noch zwei… vorhanden“

Die vermeintliche Knappheit von Produkten ist ein weiterer, beliebter Dark Patterns-Trick. Häufig begegnen wir ihm auf Buchungsportalen. Bekannte Variationen bzw. Ergänzungen sind auch Angaben wie „24 Personen schauen sich dieses Angebot auch gerade an“ oder „5 Personen haben das… gerade gebucht“. Das Ziel ist klar – durch diese Zusatzinfos sollen wir einen kleinen „Motivationsschub“ bekommen, die Buchung oder einen Kauf zügig abzuschließen. Man könnte es aber auch Druck nennen. Allerdings, so die Verbraucherzentrale NRW, „einige Anbieter setzen diese Hinweise obwohl eigentlich noch ausreichend Produkte vorrätig sind.“

Sind Dark Patterns erlaubt?

„Bisher gibt es weder eine einheitliche Definition von „Dark Patterns“ noch eine ausdrückliche Regelung auf EU-Ebene,“ schreibt das von der EU geförderte Europäische Verbraucherzentrum Deutschland - EVZ. Aber das Thema wird gerade auf unterschiedlichen Ebenen angegangen. Laut dem EVZ sind z.B. die manipulativen Websites eine der Prioritäten in der Verbraucheragenda der EU. Und das Newsportal Netzpolitik.org schreibt von der „Cookie-Dämmerung“ in Deutschland. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr arbeite aktuell an einer „Einwilligungsverwaltungs-Verordnung“, die die Cookieflut eindämmen soll.

Wie können wir uns gegen Dark Patterns schützen?

Die Experten der unterschiedlichen Websites und Institutionen verweisen auf vier entscheidende Punkte, um auf die Dark Pattern-Praktiken nicht „reinzufallen“:

  1. Sorgfältig Kontrollkästchen und Button-Texte durchlesen.
  2. Nicht drängen lassen durch Countdowns oder vermeintliche Knappheit von Produkten.
  3. Bestellungen vor dem Abschluss noch einmal Punkt für Punkt durchgehen und nicht von Zusatzleistungen wie Versicherungen oder Extra-Produkte verleiten lassen.
  4. Das Widerrufsrecht im Blick behalten und zur Not innerhalb von 14 Tagen reagieren.

Im Zweifel oder bei besonders krassen Fällen macht es zudem Sinn, die schlechten Erfahrungen oder mögliche schwarze Schafe den Verbraucherschutz-Organisationen zu melden.

Wer seine Findigkeit im Umgang mit Dark Patterns checken möchte, kann dieses in einem Spiel der Verbraucherzentrale testen:

Wer zustimmt, verliert!


Der wöchentliche Blick ins Web

Eine Person die eine Computertastertur mit Maus bedient


Das Internet schläft nicht - ständig gibt es neue Trends, neue Plattformen, neue Apps und täglich Veränderungen. Mit uns behaltet ihr den Überblick - denn wir präsentieren Ihnen hier jede Woche was es Neues gibt in der digitalen Welt.